Februar 2009

Ihr Lieben,

 

dieser Einsatz hat Jochen und mich zunächst nördlich von Sangklaburi in den Grenzbereich zwischen Thailand und Burma geführt. Somit war es das erste Augencamp seit langer Zeit wieder auf thailändischem Boden (und mit offizieller Genehmigung). Ein dort lebende Thai Karen Familie hatte mich seit Jahren darum gebeten. Es sind Paw Lulu und ihr Mann Nandoe. Wir waren gespannt. Bei unserer Ankunft wartete bereits ein internationales Team auf uns. Bruce, ein Ingeneur und schottischer Gentleman der alten Schule, bereitete seit 6 Wochen das Augencamp vor. Michael, ein Physiotherapeut aus Australien und seine Frau kümmerten sich um den Sehtest. Caroline aus den USA machte mit einem Team die Patientenaufnahme. Eine Familie aus England und viele andere machten zeitweise mit.  Dazu kamen Paw Lulu und ihre Familie und Mitarbeiter von ihren Projekten. Überraschend für uns war die große Anzahl der Mitarbeiter und ihre internationale Zusammensetzung und das reibungslose Funktionieren. Das lag auch daran, dass in der Region zahlreiche internationale Hilfsorganisationen arbeiten und das Augencamp das gemeinsame "Baby" aller war.

 

Insgesamt kamen mindestens 230 Patienten zur Aufnahme, von denen ich etwa 50 operierte. Es waren viele Patienten, die nur durchgecheckt wurden und dann zu den Lesebrillen wollte. Somit hatte Jochens Team eine große Arbeit zu leisten. Die Mitarbeiter haben rasch begriffen, refraktioniert und Brillen über Brillen hergestellt. Der Schwiegersohn von Paw Lulu war besonders aktiv und kreativ und setzte artistisch und gekonnt seine große Schleifmaschine ein.

 

Das Projekt der Brillenherstellung bleibt bei Paw Lulu. Es wird die dortigen Projekte finanziell unterstützen. Neben einem Altenheim und einem großen Kinderheim haben Paw Lulu und Nandoe ein "Safe House", ein schier unglaubliches Projekt. Menschen verschiedendster Nationalitäten, die in Thailand stranden und nicht mehr in ihr Heimatland zurückgeführt werden können, werden von der Thai Immigration dorthin geschickt und finden dort eine Heimat: Chronisch Kranke, immobile Verletzte und Verwundete, 2 Babies mit HIV bzw. Tuberkulose, geistig Behinderte, Herumstreuner und mehr. Manch einer konnte sich nicht verständigen, weil er nur seine Muttersprache sprach. Über dieses Projekt könnte man ein Buch schreiben oder einen Film drehen.

 

Zurück zum Augencamp. Der Star war ein 93 Jahre alter Mann, der seit längerem blind war und von 2 Personen gestützt werden musste. Aber er wollte unbedingt beide Augen operieren lassen. Nach erfolgreicher Operation hat er mich umarmt und als Jochen ihn dann auch noch mit einer Lesebrille versorgte, begann für ihn ein neues, fröhliches und neugieriges Leben.

 

Paw Lulu drängte uns auf eine rasche Entscheidung, nächstes Jahr dort wieder ein Augencamp durchzuführen, möglicherweise am berühmten "Drei Pagoden Pass".

 

Zurück: Nach 10 Stunden Autofahrt kamen wir wieder in Kou Kou an. 20 Katarakt-Patienten warteten schon auf eine Operation. Wir mussten zudem noch 2 Tagesreisen in den Dschungel unternehmen, um 2 weitere Krankenhäuser zu besichtigen, die im Entstehen sind und die von uns übernommen werden sollen: Medikamente, Personalschulung und Labor. Der Kommandeur des 999. Bataillon der DKBA Karen übergab mir am letzten Tag eine Auszeichnung und Dank für die medizinische Aufbauarbeit in seinem Gebiet. Es bewegt sich so manches.